Experten geben Tipps zu Energiekosten – Reger Austausch beim Info-Abend der SPD

Aufmerksam verfolgen die Zuhörer den Vortrag von Energieberater Karlheinz Paulus (hinten, stehend).
Samuel Herrmann

28. Oktober 2022

Jede Menge Tipps, viele Fragen an die drei Experten und ein reger Austausch: Der SPD-Ortsverein Miltenberg zieht eine positive Bilanz für seinen Informationsabend zur Energiekosten-Explosion mit Energieberater Karlheinz Paulus, Christof Walter vom Mieterbund und Micaela Grundmann von der Caritas-Schuldnerberatung. Gekommen waren sowohl Menschen, die zur Miete wohnen, als auch Hausbesitzer, um sich über Einsparmöglichkeiten zu informieren. „In einer schwierigen Zeit, in der alles teurer wird und die Energiepreise manchen Menschen bereits über den Kopf wachsen, wollten wir etwas Hilfestellung bieten“, sagte SPD-Vorsitzende Sabine Balleier.

Karlheinz Paulus stellte seinen Vortrag zu Einsparmöglichkeiten beim Energieverbrauch auf den unterschiedlichen Informationsbedarf der verschiedenen Zielgruppen ab. Wichtig für alle: den eigenen Stromverbrauch zu kennen und sich mit der richtigen Bedienung der Heizung vertraut zu machen. Wer beispielsweise mit einem Thermostatventil die Temperatur für jeden Raum so einstellt, wie sie benötigt wird, kann die Vorlauftemperatur der Heizung absenken – und die wird effizienter. „Jedes Grad Raumtemperatur weniger spart sechs Prozent Energie“, verdeutlichte Paulus. Wichtig sei jedoch, dass die Räume nicht zu feucht würden: „Mehr als 60 Prozent Luftfeuchtigkeit führen zu Schimmel“, erklärte der Energieberater. „Das sollte man mit einem Hygrometer kontrollieren.“ Außerdem sei es hilfreich, Fenster und Rollladenkästen auf Dichtigkeit zu kontrollieren und Fugen an den Türen mit Dichtungsbändern oder sogar mit dem altbewährten, selbst gehäkelten Rollen-Tier abzudichten. Für Hauseigentümer gab Paulus außerdem Tipps zu Dämmung und Heizungsmodernisierungen. Christof Walter, Vorsitzender des auch für Miltenberg zuständigen Mieterbunds Aschaffenburg und Umgebung, wies auf die neue gesetzliche Verpflichtung für Vermieter hin, für Mietwohnungen einen Heizungscheck durchzuführen, damit die Heizung korrekt funktioniert und optimal eingestellt ist. Wie die Umsetzung der Energiesparverordnung geschehen könne, sei aber noch nicht klar. „In der Verordnung gibt es keine Sanktion“, erklärte Walter. Mieter sollten beim Senken der Raumtemperatur außerdem Vorsicht walten lassen: Führe dies zu Schimmel, hafte der Mieter. Sinnvoll sei es in vielen Fällen, die Betriebskostenabrechnung prüfen zu lassen. Micaela Grundmann von der Schuldner- und Insolvenzberatung der Caritas erinnerte an viele Menschen, die es in der Energiekrise besonders schwer haben, zum Beispiel Alleinerziehende oder Senioren mit geringer Rente. Für diese Fälle lohne es sich zu prüfen, ob beispielsweise ein Anspruch auf Wohngeld bestehe. „Dies steht nach der geplanten Gesetzesänderung mehr Menschen zu als bislang“, erläuterte sie. Rentner könnten unter Umständen auch Grundsicherung beantragen. Wichtig sei, sich rechtzeitig Hilfe zu holen. „Zur Schuldnerberatung kommen die Menschen meist erst, wenn es zu spät ist“, sagte Grundmann. Dabei könnten frühzeitige Gespräche mit dem Vermieter und auch dem Energieversorger die Situation entschärfen. „Möglicherweise kann man bei Rückständen eine Ratenzahlung vereinbaren.“ Um sich einen Überblick zu verschaffen, sei es sinnvoll, einen Haushaltsplan zu erstellen, Einnahmen und Ausgaben aufzuschreiben und einander gegenüberzustellen. Dabei müsse auch das eigene Einkaufsverhalten kritisch auf den Prüfstand gestellt werden. Kritik gab es beim Info-Abend an der generellen Gesetzeslage für Energieeinsparungen in Mietwohnungen und steigende Wohnkosten: Die Gesetzeslage werde der derzeitigen Situation möglicherweise nicht gerecht, meinte der stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende Samuel Herrmann. Christof Walter bekräftigte, die Umlagefähigkeit von energetischen Sanierungen auf die Mieter sei problematisch: „Die Investitionen des Vermieters amortisieren sich durch die höhere Miete irgendwann. Aber der Mieter zahlt anschließend immer weiter die erhöhte Miete – und die Energieeinsparungen kompensieren das nicht immer.“

Beratungsangebote: Energieberatung des Landratsamts in Kooperation mit dem Verbraucherservice Bayern: Sebastian Randig, Tel. 09371 501-593, E-Mail: sebastian.randig@lra-mil.de, Internet: www.landkreis-miltenberg.de > Wirtschaft, Bauen & Verkehr > Bauen & Planen > Energieberatung. Mieterbund Aschaffenburg und Umgebung: Frohsinnstraße 29, Aschaffenburg, Tel. 06021 43840-0, E-Mail: info@mieterbund-aschaffenburg.de, Internet: www.mieterbund-aschaffenburg.de; Außensprechstunden in Obernburg. Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbands für den Landkreis Miltenberg: Hauptstr. 41 in Bürgstadt , Tel. 09371 978957, Internet: www.caritas-mil.de/beratung-und-unterstützung/schuldner-und-insolvenzberatung. Für die Beratungen ist jeweils eine Terminvereinbarung notwendig.

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